Paul, der Labbi-Mix (15)
Noch 8 Stunden.
Sabine hatte verschlafen. Glücklicherweise war es Paula gelungen, die Schlafzimmertür aufzuschieben, mit einem Hops ins Bett zu springen und Frauchen unter massiven Einsatz der Zunge gerade noch rechtzeitig zu wecken. Denn nur fünf Minuten später und die Morgenfütterung hätte verschoben werden müssen. Ein Umstand, den die kleine Hündin nicht akzeptieren konnte.
Sabine stand auf, reckte sich und gähnte. Michael hatte heute eh früh einen Termin gehabt, so dass die Kinder schon in der Schule waren. Sie ging ins Bad, setzte einen Kaffee auf und entliess die Hunde in den Garten.
Noch 7 Stunden.
Erika war am Telefon und berichtete darüber, dass sie gerade im Supermarkt ein Schnäppchen ergattert hatte. „Rotkäppchen“ war im Angebot gewesen und in Erwartung eines lustigen Abends hatte sie gleich zwei Flaschen gekauft. Und Käsecracker. „Ich freu‘ mich drauf, endlich die alte Krawallliesl wieder zu haben.“ sagte sie.
Man konnte es Erika wirklich anhören, dass sie sich auf Maya freute. Fast sieben Wochen hatte die Hündin bei Michael und Sabine gelebt und endlich fühlte sich Erika wieder in der Lage, den Hund alleine zu versorgen und vor allem mit ihr spazieren zu gehen. In der letzten Zeit fiel ihr nämlich die Decke auf den Kopf. Ihr einziger Lichtblick war der tägliche Streit mit ihrer Tochter, die einen neuen Freund hatte, den Erika auf den Tod nicht ausstehen konnte.
Noch 6 Stunden.
Als Michael am Telefon erfuhr, dass Maya heute abend wieder ausziehen würde, war er etwas erleichtert. Zwei Hunde waren häufig schon anstrengend, aber zu dritt hatten sie es geschafft, ihn beinahe in den Wahnsinn zu treiben.
Klar, viele Momente waren auch witzig und man konnte mit Maya, Paula und Paul viel Spaß haben. Aber irgendwann war auch gut. Zwei Hunde reichten eindeutig aus. Heute abend würde er die Ruhe geniessen und sich endlich mal wieder einen Krimi ansehen. Ein Sixpack Bier wartete im Kühlschrank darauf, getrunken zu werden.
Noch 5 Stunden.
Gertie freute sich darauf, dass Marie und Felix den heutigen Abend bei ihr verbringen würden. Sie hatte für die Kinder einige Gesellschaftsspiele vom Speicher geholt, musste dann aber erfahren, dass die Jugen von heute lieber mit dem iPad spielt als mit der Großmutter. Naja, wenigstens Felix könnte sie zu einem Spiel überreden. Der war noch jung, der konnte sich gegen seine energische Oma nicht wehren.
Sabines Mutter stand in der Küche und bereitete schonmal das Abendessen vor. Die Kinder hatten sich Kartoffelgratin gewünscht. Ausgerechnet. Sie war später noch verabredet und musste sich deshalb ins Zeug legen, damit das Essen dann auch pünktlich fertig war.
Noch 4 Stunden.
Die Hunde tobten durch die Felder. Sabine wusste, dass die Bauern das nicht so gerne sahen, aber das war ihr gerade egal. Soviel Spaß wie die Biester hatten. Klar, sie konnte schon nachvollziehen, dass die Landwirte aus der Nachbarschaft genervt waren. Aber Paula und Paul, darauf achtete sie, durften eigentlich nicht einfach so über die Weiden rennen.
Das Naturgebiet war ein beliebtes Ziel für Hundehalter und einige von ihnen waren wirklich rücksichtslos. Die ließen ihre Hunde einfach in die Felder koten und machten die Hinterlassenschaften nicht weg. Manchmal lagen auf dem Wegesrand auch gefüllte Kotbeutel, die einfach achtlos weggeworfen wurden. Sabine hatte sich irgendwann angewöhnt, diese mitzunehmen und zuhause zu entsorgen.
Noch 3 Stunden.
Michael war gerade nach Hause gekommen, als ihm einfiel, dass er versprochen hatte, Marie nach der Sportstunde zu Gertie zu bringen. Felix war schon bei seiner Großmutter und beschwerte sich, dass er sie noch begleiten musste.
Marie stünde jetzt vor der Sporthalle und würde auf ihren Vater warten. Verdammter Mist. Michael nahm schnell einen Schluck Wasser und setzte sich wieder in den Bulli.
Noch 2 Stunden.
Paula hatte sich Pauls heiligem Kauseil bemächtigt und versuchte nun, den Rüden zu einem Spiel zu überreden. Dieser fand das garnicht lustig, dass die freche Kuh sein einziges und liebstes Spielzeug geklaut hatte, überrumpelte sie und gab ihr schmerzhaft zu verstehen, dass sie das gefälligst zu unterlassen habe.
Noch 60 Minuten.
Der junge Mann musste sich beeilen. Er war in eineinhalb Stunden verabredet und kam gerade erst von der Arbeit. Endlich Wochenende! Die letzten Tage waren hart gewesen. In der Firma war viel los und er musste einige Überstunden machen. Jetzt aber hatte er endlich Freitag und freute sich auf seine alten Schulfreunde, die er lange nicht mehr gesehen hatte. Sie wollten mal wieder richtig einen drauf machen und um in die Disko überhaupt reinzukommen, musste man sich schon in Schale werfen. Er suchte seine beste Kleidung raus und verschwand im Bad. Wenn er sich noch rasieren, duschen und stylen wollte, musste er sich wirklich sputen.
Noch 30 Minuten.
Sabine rief die Hunde gerade ins Haus, als Michael endlich vorfuhr. Marie war stinksauer und Michael kam sich vor wie ein Rabenvater. Zu allem Unglück hatte es angefangen zu regnen und er musste noch tanken. So stand seine Tochter eine Dreiviertelstunde im Regen.
„Du bist so gemein!“ schimpfte Marie noch und rannte hoch in ihr Zimmer. Sabine guckte Michael mitleidig an und sagte: „Naja, dann hast du heute abend ja was zu tun. Entschuldige Dich mal schön bei dem Kind.“ Sie lächelte, gab ihm einen Kuß auf die Stirn und ging aus dem Haus. „Maya, komm. Wir fahren zurück zu Frauchen.“
Noch 15 Minuten.
Draussen goss es wie aus Kübeln. Schwarze Wolken verdunkelten die Sonne, der Regen prasselte auf die Windschutzscheibe des Bullis und ließ keinen klaren Blick zu. Obwohl es noch recht früh war, kam es Sabine vor, als wenn es später Abend wäre.
Noch 5 Minuten.
„Was für ein Scheisswetter!“ fluchte der junge Mann vor sich hin. Er wollte in 35 Minuten bei seinen Freunden sein. Unmöglich, man konnte maximal 50 fahren.
Noch 3 Minuten.
Endlich war Sabine vor Erikas Haus angekommen. Sie kramte in ihrer Tasche auf der Suche nach dem Regenschirm. Sie freute sich auf Erikas warmes Wohnzimmer und auf einen lustigen Abend. Aber bis sie die vielleicht Fünfzehn Meter zur Haustür überbrückt hätte, wäre sie pitschnaß. Maya war sehr unruhig, wollte sie doch endlich ihr Frauchen wieder in Empfang nehmen.
Noch 60 Sekunden.
Michael legte die DVD mit dem Krimi in den Player und machte es sich auf dem Sofa bequem.
Noch 30 Sekunden.
Endlich hatte Sabine den Regenschirm gefunden. Sie ging um den Bulli rum und öffnete den Kofferraum „Willkommen zuhause, Maya.“ sagte sie, nahm Maya an die Leine und überquerte die Straße.
Noch 15 Sekunden.
Der Regen liess ein wenig nach, so dass der junge Mann endlich Gas konnte. Mit etwas Glück wäre er noch halbwegs pünktlich
Jetzt.
Pablo fütterte gerade die Schafe, es hatte lange nicht geregnet und jetzt musste er die Tiere mit Kraftfutter satt kriegen.
Heinz ärgerte sich maßlos, dass sein Lieblingsverein in der letzten Minute doch noch verloren hatte.
Experanza kümmerte sich gerade um die verletzte Hündin, die sie heute morgen eingefangen hatte.
Frau Gutmensch saß auf ihrem Fernsehsessel und freute sich auf die Sendung, die sie jeden Abend ansah.
Michael versuchte, sich bei Marie für seine Verspätung zu entschuldigen.
Marie hatte dafür überhaupt kein Verständnis.
Herr Jedermann hatte sich Arbeit mit nach Hause genommen und grübelte noch über ein paar Unterlagen.
Felix hatte gegen Gertie im „Menschärgerdichnicht“ verloren. Blödes Spiel.
Erika hörte einen Knall.
Roswita inserierte gerade einige Welpen im Internet, die nun nach Deutschland ausreisen konnten.
Der Herdenschutzhundexperte fütterte gerade diesen stattlichen Rüden, den er aus einem Tierheim übernommen hatte.
Beate hatte an diesem Wochenende frei und freute sich auf zwei erholsame Tage.
Herr Dr. Müller hatte Dienst und versuchte gerade, die ältere Dame davon zu überzeugen, dass sie den Dackel besser festhalten müsse.
Der Sohn von Herrn Gutmut hatte sich gerade mit seiner Frau gestritten und kaufte jetzt Blumen, weil es ihm leid tat.
Jemand hatte seine Enkel zu Besuch.
Sabine hatte einen Moment lang nicht aufgepasst. Maximal eine Zehntel Sekunde. Regen war ihr ins Auge getropft und sie musste kurz zwinkern. Das hatte schon gereicht. Maya riess sich los und rannte über die Straße Richtung Erikas Haus. Als sie das Aufjaulen des Hundes hörte, wurde ihr kurz schwarz vor Augen. Als sie den lauten Knall hörte, war sie blitzschnell wieder hellwach. Das Auto qualmte und es roch plötzlich nach Öl und Benzin. Aus dem Innern des Fahrzeugs vernahm sie ein leises Jammern. Dann hörte sie Erika. „Was ist passiert? Oh mein Gott!“
(Fortsetzung folgt)
MAYA, nein bitte nicht sowas….
Du gemeines …….
Hab ich dir schon verraten das ich Cliffhanger hasse…. :-(
Herr Mrozinski, Sie sind ein böser Mensch!
Wie soll ich denn danach bitte schlafen?
;-)
Nein !!! Und wehe du lässt uns bis Montag warten!!
Bis Montag will ich aber jetzt auch nicht warten!
Nein! Das ist soooo gemein. Erst hat das Frauchen nen Steißbeinbruch und dann das. Ich lese die Geschichte von Anfang an und fiebere mit, vielleicht solltest du ein Buch darüber schreiben…. Aber bitte mit nem guten Ende!
VG Angela
Vielleicht sollte Erika in „Pechmarie“ umgetauft werden ?