Dass Hunde sich aggressiv verhalten, ist erstmal normal. Jedoch scheint die Zahl der Hunde, die sich gegenüber Artgenossen oder Menschen inadäquat aggressiv verhalten, in den letzten Jahren drastisch zu steigen.
Die Gründe hierfür sind vielfältig:
Zum Einen werden wir als Trainer*innen immer öfter mit hochspezialisierten Hunderassen konfrontiert, die noch vor wenigen Jahren nur selten in Familien lebten und dem entsprechend höhere Ansprüche an die Erziehung stellen.
Zum Anderen sind Hundebesitzer*innen heute wesentlich sensibilisierter mit Blick auf Aggression beim Hund, da der gesellschaftliche Druck in den letzten Jahren gestiegen ist.
Das Fortbildungsangebot „Fachberater*in für Aggression“ richtet sich ausschließlich an Hundetrainerinnen und -trainer, die sich diesem besonders intensiven Thema widmen und Menschen mit aggressiven Hunden sachkundig beraten möchten.
Diese Fortbildung bietet einen tiefen Einblick in die Ursachen aggressiven Verhaltens und zeigt vor allem auf verschiedene Wege auf, wie in diesem Bereich vorgegangen werden kann.
Warum Fachberater*in Aggression 2.0?
Die Fortbildungsreihe gibt es bereits seit 2018. Natürlich waren die meisten Teilnehmenden sehr motiviert und haben sich aktiv in den Veranstaltungen eingebracht. Insbesondere in den letzten zwei Jahren habe ich jedoch den Eindruck gewonnen, dass sich einige Interessierte eher darauf beschränkten, passiv die Beobachterrolle einzunehmen und sich „berieseln“ zu lassen.
Das Thema Aggression beim Hund ist jedoch so sensibel, dass ich sicher stellen will, dass die Teilnehmenden hinterher auch wirklich in der Lage sind, Verhalten richtig einzuschätzen, die richtigen Selbstschutzmaßnahmen zu treffen und die Menschen entsprechend zu beraten.
Daher habe ich die Workshopreihe komplett überarbeitet.
Hard Facts
- 5 Module
- 120 Stunden, davon 96 Stunden Praxis
- Nach jedem Modul erfolgt eine Lernüberprüfung
- Maximal 10 Teilnehmer/innen.
- 3-tägige Abschlussprüfung durch externe Prüfer/innen
- Start im Oktober 2025, Ende April 2026
- Veranstaltungsort ist das Tierheim Oekoven in NRW
Dozent*innen
- Normen Mrozinski, zertifizierter Hundetrainer durch die Tierärztekammer Schleswig-Holstein
- Julia Besche, zertifizierte Hundetrainerin durch die Tierärztekammer Schleswig-Holstein
Inhalte der Fortbildung
Theoretische Grundlagen
In der ersten Veranstaltung schaffen wir die theoretischen Grundlagen, um uns weitergehend mit der Thematik zu befassen:
- Stammesgeschichtliche, physiologische, genetische und ontogenetische Gründe für Aggression
Warum verhalten sich Hunde aggressiv? Und warum zeigen bestimmte Hundetypen eine höhere Bereitschaft zur Aggression als andere? Welche genetischen Faktoren spielen eine Rolle und überhaupt, gibt es den „bösen Hund“? - inter- und intraspezifisches Ausdrucksverhalten
Welche körpersprachlichen Merkmale und Ausdrucksformen kennzeichnen aggressives Verhalten? Wo unterscheiden sich offensive von defensiven Signalen und wie ordne ich Mischformen ein? - Analyse der verschiedenen Aggressionsformen
Welche Formen von Aggression gibt es, in welchen Mischformen treten sie auf und wie lassen sie sich voneinander abgrenzen?
Außerdem:
- Aggression und Lernpsychologie
Grenzen behavioristischer Lerntheorie und konstruktivistisches Lernen
Intrinsische Motivationsprozesse - Aggression im Hundetraining
Welche Vorgehensweisen finden im Hundetraining statt?
Praxis - Selbstschutz
In diesem Praxis-Workshop beschäftigen wir uns mit verschiedenen Strategien, sich in der Arbeit mit aggressiven Hunden selber zu schützen. Um ein Gefühl für die Situationen zu bekommen, trainieren wir den souveränen Umgang mit den Hilfsmitteln zunächst mit freundlichen Hunden.
- Selbstschutz in der Beratungssituation
- Rahmenbedingungen für die Arbeit mit aggressiven Hunden
- Maulkorbtraining
- Absichern des Hundes über die Leine
- Absichern von Hunden aus dem Zwinger
Außerdem erarbeiten wir Strategien, wie man sich im Falle einer Eskalation verhalten kann und wie man mit Attacken von Seiten des Hundes umgeht.
- Erkennen von Verhaltensauslösern
- Deeskalation
- Richtiges Verhalten bei Attacken
Mehr Infos zur Fortbildungsreihe „Fachberater*in Aggression“ findest du hier.
Praxis – Hunde einschätzen und Verhaltensauslöser erkennen
Voraussetzung für jede erfolgreiche Trainingsmaßnahme ist das Erkennen des Verhaltensauslösers. Im Aggressionsbereich kann eine Fehleinschätzung nicht nur dazu führen, dass das Training erfolglos bleibt, sondern auch eine Gefährdung für diejenigen bedeuten, die mit dem Hund arbeiten.
Im Workshop „Verhaltensauslöser erkennen“ arbeiten wir praktisch mit Hunden, die verschiedene Problemstellungen haben daran, die Ursachen und Auslöser einzugrenzen:
- Einschätzen von Hunden und deren Auslösern in der Praxis
- Übungsaufbau bei der Einschätzung von Hunden
- Verschiedene Vorgehensweisen in der Arbeit mit dem Verhaltensauslöser
- Trainingsansätze anhand der Auslöser erkennen
Praxis - Innerartliche Aggression
Der Workshop Innerartliche Aggression“ beschäftigt sich zum Einen mit der Haltung und dem Management von Hundegruppen .
Wir arbeiten praktisch mit gemischten Gruppen von etwa 10 unterschiedlichen Hunden.
- Aufbau und Durchführung von „Raufergruppen“, Sozialtreffs
- Gruppenhaltung in Tierheimen und -pensionen
- Welche Besonderheiten gilt es, bei Gruppenhaltung zu beachten
- Füttern in der Gruppe
- Managen von Gruppendynamik
- Eskalationen erkennen
- Wie sollte die Gruppe zusammengesetzt sein?
- Für welche Hunde eignet sich eine solche Gruppe nicht?
Auf der anderen Seite arbeiten die Teilnehmer*innen in den vier Tagen mit „echten“ Mensch-Hund-Teams an verschiedenen Problemstellungen.
Ziel ist es, das Erlernte in die Praxis umzusetzen, d.h. den Hund anhand der Schilderungen des Besitzers und aus der Beobachtung heraus korrekt einzuschätzen, die Auslöser für aggressives Verhalten zu erkennen und ein realitätsnahes Trainingskonzept mit dem Besitzer zu erarbeiten und zu begleiten.
- Auslöser für innerartliche Aggression erkennen
- Überprüfung sozialer Faktoren beim Verhalten des Hundes
- Abgrenzung Aggression vs. Gefährlichkeit
- Erarbeitung und Überprüfung von Trainingsplänen unter Berücksichtigung der Lebensrealität des Kunden
Mehr Infos zur Fortbildungsreihe „Fachberater*in Aggression“ findest Du hier.
Praxis - Aggression gegen Menschen
Im Praxis-Workshop „Aggression gegen Menschen“ arbeiten die Teilnehmer*innen mit reellen Mensch-Hund-Teams an verschiedenen Problemstellungen.
Ziel der Workshops ist auch hier, das Erlernte in die Praxis umzusetzen, d.h. den Hund anhand der Schilderungen der Menschen und aus der Beobachtung heraus korrekt einzuschätzen, die Auslöser für aggressives Verhalten zu erkennen und ein realitätsnahes Trainingskonzept mit den Besitzer*innen zu erarbeiten und zu begleiten.