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Sauköter, verfluchter!

marvel

Frau Dingens hat mir eine ziemlich empörte Mail geschickt und sich darüber echauffiert, wie ich die armen Hunde nur als Köter u.ä. bezeichnen könnte. Immerhin würden die armen Kreaturen meine ablehnende Einstellung ihnen gegenüber spüren … Und überhaupt hätte ich nicht verstanden, dass ich eine artgerechte Persönlichkeitsentwicklung der armen Tiere verhindere …

Ich bin aber auch ein Ochs. Sollte ich es mal wieder wagen, meine lieben Schnuffelwuffels tierschutzrelevanterweise eine halbe Stunde alleine zu lassen und die armen Hundchen die freie Zeit dafür nutzen, das Wohnzimmer umzudekorieren, ist das natürlich als Akt der freien Entfaltung und individuellen persönlichen Entwicklung der Fellnasen zu betrachten.

Selbiges gilt natürlich für jegliche Form jagdlicher Aktivitäten, die ja artgerecht sind und dem entsprechend in keinster Weise unterbunden werden dürfen. Sonst spüren die Lieben noch meine ablehnende Einstellung. Überhaupt, was bildet sich der blöde Mountainbiker ein, gerade da entlang zu flüchten, wo sich meine Hütehunde, oh Pardon, ich meinte natürlich „Hüties“ gerade entfalten. So ein Blödmann.

Also werde ich tief in mich ruhend mit der Aura eines Gänseblümchens am Wiesenrand stehen und meinen Hundies selbstredend ein motivierendes „Schnappt ihn Euch“ ins Ohr flöten. Sonst tragen die armen Seelen noch einen Schaden davon.

Endlich habe ich verstanden. Fremder Rüde? Hau rein, Tacker! Katze auf dem Grundstück? Gibt’s eh genug von. Vierzehnstündiges Dauerbellen? So sind sie halt. Pottdreckig die Nachbarskinder anspringen? Die kleinen brauchen Dreck, sonst werden sie später Allergiker. Mülltüte zerfetzen und den Inhalt auf dem Grundstück verteilen? Modernes Recycling. Den Nachbarn auf die Einfahrt kacken? Ist ja bio.

Nunja, die Versicherung wird uns wohl kündigen, die Nachbarn werden mit Fackeln und Forken vorm Haus stehen und unsere sofortige Auswanderung fordern. Aber die lieben kleinen sind es ja wert.

Hörn’se mal, Frau Dingens,

einer der Gründe, wenn nicht sogar DER Grund, warum wir uns hierzulande mit dämlichen Gesetzen, hundeunfreundlichen Verordnungen, piefigen Nachbarn und skrupellosen Hundehassern rumschlagen dürfen, ist die Tatsache, DASS sich so viele Hunde frei entfalten dürfen.

Das Leben ist kein Pfötchenhotel! Will ich die Akzeptanz anderer Menschen, dann muss ich Rücksicht nehmen. Das nervt, aber so ist das. Und dazu gehört eben auch, dass ich meine Köter im Griff habe.

Wenn ich das schon höre: „Der tut doch nichts.“, „Der will nur mal Hallo sagen“ und das grandiose „Jetzt stelln’se sich mal nicht so an“. Da wird mir anders, da krieg ich Ganzkörperherpes. Der Irrglaube, andere Menschen müssten total begeistert sein wenn 3o Kilo Labrador auf sie zustürmen, ist zwar weit verbreitet, aber deshalb nicht weniger falsch.

Hunde, die unkontrolliert durch die Wälder rennen, die überall hinkacken und völlig distanzlos irgendwelche fremden Menschen anspringen nerven sogar mich – was ist dann erst mit um ihre Kinder besorgte Eltern oder Leuten, die Angst vor Hunden haben? Das, was Sie als artgerecht bezeichnen, bezeichnet der größte Teil der Bevölkerung als störend! Und das zu Recht! Die Folge werden noch strengere Gesetze, noch striktere Regeln und noch piefigere Nachbarn sein.

Ich kann mir lebhaft vorstellen, wie Sie, Frau Dingens mit Ihrem sich frei entfaltenden Hund durch die Gegend laufen. Und dann kommt Ihnen wieder so ein Ahnungsloser entgegen, der seinen Köter tatsächlich maßregelt, damit der Ihre Luna nicht killt. So ein mieser Tierquäler: „Geht ja gaaaarnicht, wie könnse nur, der arme Huuuund“ höre ich Sie sagen und habe gleichzeitig die Phantasie, dass Ihnen irgendwann mal einer begegnet, der sagt „Mensch, Frau Dingens, Sie haben so recht.“ und dann seinen Hunde von der Leine lässt.

Schade um Luna, aber es geht hier um wichtigeres. Sie wissen schon, Persönlichkeitsentwicklung und so. Aber so war das vermutlich nicht gemeint.

 

26 Kommentare
  1. Claudia
    Claudia sagte:

    Hi Norman,
    Selten inhaltlich so d‘ accord gewesen und selten so gelacht , weil witzig,treffen, messerscharf!!!
    Einfach spitze! Meeeeehr davon bitte

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  2. Susi
    Susi sagte:

    Endlich mal jemand, der es auf den Punkt – und mich zum lachen bringt. Denn genau das erlebe ich jeden Tag im Wald. Mehr davon.

    Susi und Frau Lillywuff (mit Persönlichkeit – aber auch mit Erziehung) ;)

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  3. Marita
    Marita sagte:

    Normen, gibs zu: Du bist im Gebüsch gestanden, als ich am Samstag Frau Dings mit ihren 3 kläffenden, unangeleinten Fusshupen zur Vermeidung eines Magengeschwürs meinerseits, mal kurz Bescheid gesagt habe!

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  4. Ute R.
    Ute R. sagte:

    Ich gehe jetzt mal etwas weiter: meine beiden sind nicht nur Köter. Nein…sie sind, nachdem sie mich vor 10 Tagen vom Rad geholt haben als sie einen ihnen unbekannten Hund entdeckten, auch Vollpfosten und Kackbratze. Und welcher überaus tolle Tipp wurde mir bei facebook gegeben? Versuch es mit „zeigen und benennen“. Ich frage mich nur in welcher Phase meines Fluges über den Lenker ich mit dem zeigen und wann ich dann benennen sollte? So schnell konnte ich leider nicht reden…

    Und dennoch…grad aus diesem Grund: Ich liebe meine Hunde…nicht weil sondern trotzdem ;-)

    Gerne nehme ich brauchbare Tipps zur Handhabung meines Pöbelpacks entgegen…

    LG
    Ute R.

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  5. Nicole Lex
    Nicole Lex sagte:

    Ich sage aus tiefstem Herzen „DANKE“
    Endlich wurden mir die Augen geöffnet, was die freie Entfaltung des Hundewesens im Allgemeinen, und das Verständnis für Frau Dingens und ihre Schwesternschar im Besondern angeht. Hier bei uns leben alle Schwestern von Frau Dingens. Wenn ich mit meinen Hunden nach draußen gehe, dann habe ich einen netten „Herdie“-Mix an der Leine….der freut sich immer besonders über distanzlose Gänseblümchenhunde von den Frauen Dingens. Ich freue mich hingegen immer sehr über Aussagen wie „Meiner macht nix, der will nur mal schnuppern/spielen“. Aussagen meinerseits, wie z.B. „Gerne doch, meiner will nur mal kurz fressen“ werden dann immer völlig humorlos aufgenommen. Genauso ist es wenn ich mit meiner süßen „Sabberschnute“ vor die Türe gehe. Das ist ein sehr nettes Doggenmädchen, leider kann sie nicht so gut hören und außerdem mag sie fremde Hunde generell zum Fressen liebhaben. Distanz ist dabei ihr kleinstes Problem. Die Hunde von Frau Dingens dürfen natürlich im Rahmen ihrer freien Entfaltung meine Sabberschnute von hinten unbemerkt angehen. Kein Thema. Ich habe Verständnis! Wenn ich dann meine süße Saberschnute davon abhalten möchte den Gänseblümchenhund zu fressen, dann werde ich das künftig auch nur noch mit Leckerchen und Gutschigutschigu-Rufen versuchen zu verhindern. Nicht dass man mir noch unterstellen möchte, ich würde meine Hunde in ihrer freien Entfaltung behindern. Gott sei Dank habe ich noch zwei Fußhupen. Die dürfen Alles! Die sind immer süß! Wenn sie irgendwem an der Nase hängen, sieht das wenigstens noch lustig aus! Und wenn die sich nun ungehemmt frei entfalten dürfen, weil das böse Frauchen nun endlich mal was dazu gelernt hat, dann kann ich ja immer noch sagen „aber die sind doch sooooo süß und sie meinen es doch üüüüberhaupt nicht böse“ Nochmals vielen Dank fürs Augen öffnen….

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  6. Melanie Schauer
    Melanie Schauer sagte:

    Lieber Normen
    Auch hier wieder ein riesen Dankeschön!
    Vor einigen Tagen noch diese Situationen erlebt. MAn hat 3 angeleinte Hunde wovon einer im Training ist und ein ganzer Haufen unangeleinter Hunde rennt in uns rein. Das einzige was dann kommt..“ SORRY“. Nach einer pampigen Beschwerde, weil SORRY ich will DEREN Hunde schützen und es ist einfach respektlos, kam dann ein: „SORRY mehr kann ich ja nicht tun, der wollt nur hallo sagen und das geht auch etwas netter.“

    NEIN, denn solche Frau Dingens verstehen es nicht anders!

    Danke Danke und mehr davon!
    Melanie Schauer

    Antworten
  7. Claudia Moritz
    Claudia Moritz sagte:

    Lieber Norman, du scheinst nicht verstanden zu haben worum es bei der Hundeerziehung geht. NATUERLICH brauchen Hunde Grenzen. Aber ich kann meinen Hund auch liebevoll, geduldig und konsequent erziehen und vor allem DEN GRUND fuer sein Fehlverhalten verstehen und beseitigen. Ablenkung und køperliche/ geistige Arbeit sind da gute Alternativen.

    Ich halte es prinzipiell fuer kontraproduktiv zu versuchen, jemandem (wem auch immer) mit Wut im Bauch etwas beibringen zu wollen.
    Das hier solltest du dir merken:

    „Adrenalin oben-> Lerneffekt unten
    Adrenalin unten-> Lerneffekt oben“

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  8. Nadja
    Nadja sagte:

    Hallo!
    Großartig! Das liest sich spitze und spricht bestimmt vielen aus der Seele. Gerade auch weil ich finde, dass man diesen Text auf mehrere Bereiche ausweiten kann (Kinder z.B.).
    Super – weiter so!!

    Antworten
  9. Nadja
    Nadja sagte:

    Stinktier, Wauzi, Köter, Blödmann, sogar A……. hat unser schon zu hören bekommen.
    Das sind nun mal keine lieben kleinen, die das Leben schon von ganz allein lernen werden….. (oder gibt’s auch schon Waldorf für Hunde? ;) )
    Toller Beitrag und leider gibt’s solche Frau Dingens ja zur genüge.

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  10. GeliSmoli
    GeliSmoli sagte:

    Sehr schöner Beitrag, ja wenn alle Hundebesitzer rücksichtsvoll wären………mmmh wäre das schön; aber Fantasie beiseite, suuuper Beitrag, weiter so.:-D

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  11. Matthias Radloff
    Matthias Radloff sagte:

    Sehr geehrter Herr Mrozinski,

    danke auch für diesen Text! :-) Auch hierbei sprechen/schreiben Sie mir aus der Seele, mir, der sich täglich der Verantwortung bewusst ist, das sich mein 52 KG sehr-gut sozialisiertes und soziales KANGAL-Weibchen eben auch nicht SO UNGEFILTERT entfaltet. (was sie auch nicht tut!) Leider bedeutet das in der Realität aber auch, genau wie von Ihnen beschrieben, das KANGAL UND ICH bei entsprechend entfaltungsfreudigen, weil völlig unerzogenen Artgenossen und Genossinnen lieber auf Distanz gehen, um irgendwelche stressigen Ernstfallszenarien möglichst zu vermeiden! Detailreiche Schilderungen dieser Begegnungen würden Seiten füllen, insofern lasse ich es! Danke nochmals! :-)

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  12. Claudia Suarez
    Claudia Suarez sagte:

    Soooo isses und nicht anders! Frau dingens hat wahrscheinlich auch tuppierte Haare, Goldschühchen … ihr Hund ein Schleifchen im Haar…..ach kann ich mir das gut vorstellen! Kennt man ja!
    Danke lieber Norman! Habe wieder herzlich gelacht und mit dem Kopf genickt!

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