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Ein offener Brief an die Bundestierärztekammer

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Sehr geehrte Damen und Herren von der Bundestierärztekammer,

hiermit möchten wir auf Ihre Pressemitteilung “Dem Hunde, wenn er wohl erzogen …” vom 20. Juni 2013 Bezug nehmen und wie folgt Stellung beziehen.

Natürlich stimmen wir Ihren Ausführungen dahingehend zu, dass der Begriff “Hundetrainer” nicht geschützt ist, sich also jeder unabhängig von seiner Qualifikation so bezeichnen kann, und dass man selbstverständlich im Fernsehen beobachtete Trainingsmethoden nicht ohne vorherige Konsultation eines Experten ausprobieren sollte.

Ihrer Empfehlung, bei Erziehungsproblemen einen Tierarzt mit Zusatzbezeichnung „Verhaltenstherapie“ oder gar – wie von Ihnen geschildert – den Haustierarzt aufzusuchen, widersprechen wir jedoch entschieden.
Ein Verhaltensproblem beim Hund zu analysieren und zu beheben setzt umfangreiches verhaltensbiologisches Fachwissen und vor allem praktische Erfahrung voraus. Des Weiteren sind grundlegende didaktische Fähigkeiten im Umgang mit dem Hundehalter von Nöten.

Voraussetzungen, die ein Tierarzt innerhalb der zweijährigen nebenberuflichen Weiterbildung in “mindestens 50 Stunden” in Form von “Teilnahme an von der Tierärztekammer anerkannten Fortbildungs- oder Weiterbildungsveranstaltungen über Ethologie und Verhaltenstherapie für Tierärzte” erlangen soll.

Ferner soll sich der angehende Tierarzt mit Zusatzbezeichnung theoretisch und praktisch “mit Verhaltenstherapie in Einrichtungen der tierärztlichen Bildungsstätten, Tierärztlichen Kliniken und/ oder in der eigenen oder fremden Praxis, die sich mit Fragen der Tierhaltung und der Verhaltenstherapie befassen” beschäftigen und den Nachweis von “mindestens 25 Falldokumentationen” erbringen.
Der Aufgabenbereich umfasst dann schließlich “Nutz-, Heim- und Haustiere”, also keineswegs nur Hunde.
(Quelle: Landestierärztekammer Niedersachsen)

In unserer täglichen Arbeit mit verhaltensauffälligen Hunden in Tierheimen haben wir die Erfahrung gemacht, dass sich der verhaltenstherapeutische Ansatz vieler Tierärzte in der Gabe von Medikamenten, der Empfehlung von Kastration und schließlich leider auch in der Euthanasie des betreffenden Tieres erschöpft.

So erleben wir immer wieder Hunde, die mit Psychopharmaka ruhig gestellt werden, anstatt dass an dem Problemverhalten gearbeitet würde. Die Symptome werden überdeckt, aber das eigentliche Verhalten bleibt bestehen. Und bei Absetzen oder Änderung der Medikation fällt der Hund zurück in seine erlernten Verhaltensmuster. Des Weiteren besteht die Gefahr von Neben- und Wechselwirkungen, die nicht nur auf die Gesundheit des Tieres negative Auswirkungen haben können, sondern auch auf das Verhalten des Tieres.

Außerdem liegen uns zahlreiche dokumentierte Fälle von eklatanten Fehleinschätzungen von Seiten der Tierärzte vor. So wird unerwünschtes Verhalten häufig als Verhaltensstörung diagnostiziert und mit Serotonin-Hemmern behandelt oder Aggressionsverhalten fehlinterpretiert und eine Kastration vorgeschlagen, die sich wiederum verhaltensändernd bemerkbar macht.
Wir sind der festen Überzeugung, dass solche Fälle nicht in böser Absicht oder auf Grund von Fahrlässigkeit passieren, sondern dass die Weiterbildung ihren Fokus zu sehr auf den kurativen Aspekt legt und des Weiteren der Zeitraum von zwei Jahren kaum ausreicht, um die oben erwähnten notwendigen Voraussetzungen für ein ganzes Spektrum von Tierarten zu erlangen.

Darüberhinaus halten wir den Trend für bedenklich, auf unerwünschtes Verhalten dergestalt zu reagieren, dass man einen Arzt aufsucht. In den allermeisten Fällen rühren Verhaltensprobleme aus ungünstigen Beziehungskonstellationen.

Genau wie man bei einem unerzogenen Kind erzieherisch tätig werden sollte, anstatt es mit Ritalin oder ähnlichen Medikamenten zu behandeln, gilt dies auch für das Leben mit dem Hund.
Beziehungsprobleme lassen sich nicht medikamentös beheben! Und dass organische Ursachen einem unerwünschten Verhalten zu Grunde liegen, erleben wir in unserer Arbeit sehr selten.

Wir sehen die Aufgabe des Tierarztes in der Gesunderhaltung und Behandlung von Krankheiten bei Tieren. Für diese hochprofessionelle und anspruchsvolle Tätigkeit ist den Tierärztinnen und Tierärzten unsere Hochachtung gewiss.
Beziehungs- und Erziehungsarbeit verorten wir jedoch bei gut qualifizierten Hundetrainern und Verhaltensberatern, die auch in der Lage sind, vorab eventuelle gesundheitliche Probleme des Tieres durch den Verweis an einen Tierarzt auszuschließen.

Wie oben beschrieben stimmen wir Ihnen in Ihrer Einschätzung des Berufsbildes von Hundetrainern zu. Deshalb sind wir der Meinung, dass wir dringend einheitliche Qualitätsstandards für die Arbeit mit Hunden benötigen. Die Tierärztekammern haben ja bereits in Niedersachsen und Schleswig-Holstein eine Zertifizierung für Hundetrainer ins Leben gerufen, insofern wundert uns, dass sich Ihre Empfehlung nicht dahingehend gestaltet, auf die von den TÄK zertifizierten Hundetrainer zu verweisen.

Und so drängt sich uns der Verdacht auf, dass Sie mit Ihrer Pressemitteilung weniger Aufklärung und Hilfestellung leisten wollen als vielmehr die Verunsicherung der Hundehalter zu nutzen versuchen, um diese in die Tierarztpraxen zu lotsen.

Mit freundlichen Grüßen

Ute Heberer,
1. Vorsitzende Tierschutzverein Tiere in Not Odenwald e.V.
2. Vorsitzende Landestierschutzverband Hessen

Normen Mrozinski
1. Vorsitzender Tierschutzverein LASSY.org e.V.

Christiane Engisch

Miriam Warwas

Mustafa Irmak

Marcel Hein

Christine Ilse Wasiljew

Carolin Padberg

Janine Pachaly

Michael Kohlstedde

80 Kommentare
    • Daniela Heidrich
      Daniela Heidrich sagte:

      Als Tierärztin unbedingt plädierend für mehr Zusammenarbeit von gut ausgebildeten Hundetrainern und Tierärzten – im individuellen Fall und im Ganzen

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  1. Elke Sägebarth
    Elke Sägebarth sagte:

    was wir brauchen sind gut qualifizierete zertifizierte Hundetrainer die den Hundehalter mit Rat und Tat zur Seite stehen. Ihm helfen wie er erzieherisch, natürlich dem Hund angemessen, auf ihn einwirken kann. Jegliche tierärztliche Einmischung diesbezüglich mit Medikamenten jeglicher Art , sowie Kastrationen halte ich für sehr fragwürdig.
    Ich bin dafür, dass der Begriff Hundetrainer geschützt werden sollte und sich nicht jeder Dödel diesen Titel aneignen kann. Denn nur durch unsachgemäße und unqualifizierte Trainingsmethoden dieser selbsternannten Hundetrainer kommt es zu Verhaltensproblemen bei unseren Hunden.

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  2. Petra Piel
    Petra Piel sagte:

    Ich bin auch der Meinung, das Verhaltensprobleme bei Kindern wie auch bei Hunden in den meisten Fällen aus ungünstigen Beziehungskonstellationen entstehen und Verhaltensprobleme eher erzieherisch angegangen werden sollten, statt diese durch Medikamente zu behandeln. Ich bin in der glücklichen Lage einen tollen Tierarzt zu haben, der qualifizierte Hundetrainer empfiehlt und nicht Verhaltensauffälligkeiten mit Medikamenten therapiert. Desweiteren bin ich auch der Meinung, das für Hundetrainer eine sachkundige Prüfung endlich mal notwendig wird, um die Spreu vom Weizen zu trennen!

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  3. Ellen Friedrich
    Ellen Friedrich sagte:

    Ellen Friedrich, zertifizierte Hundetrainerin und Verhaltenstherapeutin nach den Richtlinien der Tieraerztekammer Schleswig Holstein

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  4. Selvia Seljimi
    Selvia Seljimi sagte:

    Hallo zusammen,

    wir brauchen einfach nur Menschen mit gesundem Menschenverstand. Zertifizierungen sagen nichts über einen aus. Genauso wenig wie der Wesenstest über einem Hund. Fachwissen und Erfahrung sind sicherlich erforderlich. Wir sollten zusammenarbeiten, Austausch unter Kollegen mit Tierärzten, Biologen, Verhaltensforschern etc.

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  5. Monika Thiele
    Monika Thiele sagte:

    wir Hundehalter brauchen Trainer die das gelernt haben und sich nicht selbst zum Therapeuten erklären können. Wir als “ Verbraucher“ müßen uns darauf verlassen können das mein Trainer / Therapeut weiß was er macht.

    Monika Thiele

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  6. Andrea Hey-Meier
    Andrea Hey-Meier sagte:

    Andrea Hey-Meier
    Mein Haustierarzt hält sich übrigens an mich, in Fragen Erziehung und Ausbildung seines Hundes.

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  7. Stefanie Wieck
    Stefanie Wieck sagte:

    Stefanie Wieck
    zertifizierte Hundetrainerin nach den Richtlinien der Tierärztekammern Schleswig-Holstein und Niedersachsen, Mitglied im Berufsverband zertifizierter Hundetrainer/innen – BVZ

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  8. Cerise
    Cerise sagte:

    „Wenn der Hund in Froschhaltung liegt ist das gut, dann sind die Hüften top in Ordnung!“
    „Wenn der Hund mit 10 Monaten noch nirgends markiert zeigt das das der Hund niemals dominant wird.“

    Ja. Tierärzte sind wirklich ein Quell der Weisheit….
    Übrigens hat mein Miniatur Bullterrier panische Angst beim TA, käme aber niemals nicht auf die Idee zu beißen. Aber: „Da müssen wir aufpassen. Da steckt das doch drinnen, in denen, das Beißen.“
    (Froschhaltung = lang auf dem Bauch ausgestreckt, die Hinterbeine ganz nach hinten ausgestreckt)

    Diesen Brief unterschreibe ich gerne,
    Cerise (Danny Thiel, Hundehalterin)

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  9. Tina Gröne
    Tina Gröne sagte:

    zertifizierte Hundetrainerin und Verhaltensberaterin nach den Richtlinien der Tierärztekammer Schleswig-Holstein , Mitglied im Berufsverband zertifizierter Hundetrainer/innen – BVZ

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  10. Hajo Czirski
    Hajo Czirski sagte:

    Was ist eigentlich aus dem offenen Brief geworden?

    Ich habe gerade Informationen bekommen, dass wahrscheinlich nur „Tierärzte Zusatzbezeichnung Verhaltenstherapie“ die Verhaltenstherapie machen dürfen. (noch ein bisschen unsichere Quelle)

    Satire an
    Dann würde ja wieder alles stimmen: Die zertifizierten Hundetrainer sind für Training (Sitz,Platz usw.) zuständig. Die Tierärzte Zusatz Verhaltenstherapie den Rest“, denn selbstverständlich sind sie auch automatisch Prüfer für Wesenstest, Sachkundenachweis, Hundetrainer, usw..

    Oder ist das keine Satire????

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