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Das bisschen Wahnsinn (1)

Manche Geschichten sind so bizarr, dass man nicht auf die Idee darauf käme, sie zu erfinden.

Ein Beispiel:Vor einiger Zeit habe ich eine Briard-Hündin kennengelernt, die, nunja, etwas „aussenorientiert“ ist, wie man so schön sagt. Da das Tierchen sich todesmutig auf alles gestürzt hat, was sich bewegt – inklusive vorbeifahrende Autos – hatten sich die Besitzer entschlossen, eine Hundetrainerin aufzusuchen.

Die Dame, die sich auf ihrer Internetseite als Anhängerin der „Trainieren statt Dominieren“-Philosophie zu erkennen gibt, hatte denn auch eine großartige Idee:

Sie verpasste dem Hündchen ein „Calming-Cap“, das ist so eine Art Kopftuch für Hunde, damit das arme überforderte Tierchen vor Umweltreizen geschützt wird. Wer schonmal einen Briard gesehen hat, der weiß, dass diese Hunde ihr persönliches Calming Cap allerdings schon von Hause aus mitbringen, nämlich in Form einer Fellgardine vor den Augen.

Nun sollte die Besitzerin „zeigen und benennen“. Also lief sie mit dem Hund durch die Gegend und zeigte und benannte Autos. Das ist auch gut so, denn sehen konnte der Hund den Feind ja nicht mehr … „Luna – Auto“, na toll.

Wirklichen Erfolg brachte diese Vorgehensweise allerdings nicht. Während einer Trainingsstunde erhaschte das Luna-Mäuschen doch mal einen Blick auf den Gegner – mit dem Ergebnis, dass die Trainerin unschön im Matsch landete und das Dienstleistungsverhältnis abrupt beendet wurde.

Apropo Matsch. Ein bisschen anders, aber irgendwie auch vom Wahnsinn geprägt, ist meine neue Lieblings-DVD, die ich mir aus England bestellt habe.

Das Filmchen mit dem schönen Titel „First Steps in Border Collie Sheepdog Training – From Chaos to Control“, ist mir schon deshalb total sympathisch, weil der Trainer gleich zu Beginn laut „Stand“-brüllend versucht, einen überambitionierten Border Collie zu bändigen und dabei fast slapstick-artig auf die Nase fällt.

Wertvolle Tipps wie „Die und die Schafrasse ist besonders geeignet, aber wenn du keine Wahl nimm, was du kriegen kannst“ finde ich persönlich großartig. Auch die Empfehlung „A Pet Dog can be a good Sheepdog, but a Farm Dog can be a good Sheep Dog, too. And a Sheep Dog can be a good Pet Dog.“ Großartig!

Achja, dabei fällt mir ein. In der aktuellen Ausgabe des „Dogs“-Magazin durfte ich auch mal meinen Senf dazu geben. Wozu? Zu vermeintlich familientauglichen Hunderassen. Zwar ist der Artikel in etwa so spannend geschrieben ist, dass man ihn eigentlich in dem Moment wieder vergessen hat, in dem man die Seite umblättert, trotzdem hat er ein bisschen Staub aufgewirbelt.

Denn Kollegin Ina wird mit der Empfehlung zitiert, dass der Deutsch Drahthaar ein toller Familienhund sei. Nun muss sich die Gute rechtfertigen, allerdings zu Unrecht. Denn genau genommen war ihre Aussage, dass ihr persönlich der Deutsch Drahthaar sehr gut gefällt. Aber nunja.

Was ich in dem Zusammenhang schade finde. Meine Empfehlung, nämlich der Staffordshire Bullterrier, wurde nicht veröffentlicht. Dabei sind das ganz tolle Hunde, wenn man mit den dummen Blicken aus der Umgebung leben kann.

Fortsetzung folgt.

6 Kommentare
  1. jacky
    jacky sagte:

    Wenns ma nur der dumme Blick wäre.
    Leider kosten bei uns listen Hunde 600€ steuern und unterliegen natürlich etlichen Auflagen.

    Was ist nun aus dem Briard geworden? Weiß man das

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  2. Danny
    Danny sagte:

    Nicht nur der Staff, alle Bulls.
    Und nein, ich bin garnicht voreingenommen weil hier ein MiniaturBullterrier sitzt und der beste hund der Welt ist, nein. :)
    (Leider bleibt es nicht bei dummen Blicken, man muss auch mit Beschimpfungen, Drohungen und ähnlichem leben können, was umso abstruser ist wenn der böse „Kampfhund“ freundlich wedelnd dasitzt und um Streicheleinheiten bettelt während das Gegenüber was von „gehören alle erschossen und die Halter gleich mit!“ schäumt…)

    Aber da sieht man mal wieder: Trau keinem Artikel wenn du nicht beim Interview dabei warst…

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  3. Rike
    Rike sagte:

    Ich find die Bulls auch klasse, die zwei, die bei uns trainieren, zeigen ein freundlicheres Wesen als mein Aussie. Und trotzdem sind das Hunde, die wegen nichts permanent einen Maulkorb tragen sollen, sobald sie die Wohnung verlassen. Ich muss sagen, dass allein diese Auflagen mich davon abhalten würden, einen Bulli zu kaufen. Ich möchte das für keinen Hund und irgendwo tuts mir auch weh.

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  4. Lotte Heinz
    Lotte Heinz sagte:

    Das war der Moment, wo ich die DOGS abbestellt habe. Ich habe keine Hütitütis, aber Jagihasis, Beagle, Labrador und Deutsch Drahthaar… Wer Freude daran hat einen wildscharfen, aktiven, nasenorientierten Hund als Haushund zu halten und dies auch noch zu empfehlen, der hat -gelinge gesagt- einen an der Klatsche. Ums mal so zu sagen, wie es ist, der Drahthaar muss erst achtmal von der Sau geschlagen werden, bis er ablässt. Diese Hunde können den Härtenachweis ablegen, ohne weiteres, ohne Übung, sprich: Fuchs oder Waschbär abwürgen. Ach, was ein Spass, so mit Kleinkindern, wenn der Hund nicht genug ausgelastet ist. Ich liebe es zu jagen mit meinem Drahtibarti, sie begleitet mich im Alltag, wirklich ein genialer Hund. Aber ohne Jagd wäre sie unerträglich.

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