Jedes Mal, wenn ich irgendwo erzähle, dass Shadow ein Zuhause sucht, finden sich sofort 2 – 3 Menschen, die Interesse haben oder zumindest jemanden kennen, der genauso einen Hund wie Shadow sucht.

Kein Wunder, Shadow ist hübsch anzusehen, Menschen gegenüber zunächst einmal freundlich und mit Hunden sowie Katzen gut verträglich. der knapp dreijährige Rüde kann vernünftig an der Leine laufen und beherrscht die Grundkommandos. Ein bisschen Unterordnung kann er auch, dazu einige Tricks, die ihm einer seiner Vorbesitzer beigebracht hat.

Das Interesse an Shadow verpufft zumeist in der Sekunde, in der er seine problematische Seite zeigt:

Da wäre zum einen das Lautstärkeproblem. Irgendeiner seiner Vorbesitzer hat ihm mal „Stellen und Verbellen“ beigebracht. Und das zeigt er auch. Immer und immer wieder. Zum Beispiel, wenn er sich nicht genügend gewürdigt fühlt, weil man gerade a)  herumsteht, b) irgendwo sitzt, c) geht, d) Auto fährt oder oder e) atmet. 

Irgendeiner seiner Vorbesitzer hat versucht, dieses Verhalten zu ignorieren, was dazu führte, dass Shadow vom „Stellen und verbellen“ ins „In Kopfhöhe springen und Beissen“ übergeht, wenn man ihn nicht frühzeitig unterbricht.

Shadow hat außerdem ein Boxenproblem, was nicht weiter tragisch wäre, wenn a) er gut alleine bleiben könnte und man b) nicht hin und wieder Autofahren müsste. In der Box bellt er sich Rage und ist nicht mehr ansprechbar. Will man den armen Bub dann befreien, attackiert er zuverlässig Mensch und Box. Kommt man jedoch auf die Idee, ihn ohne Box zu transportieren, sollte man ihn besser mit Maulkorb sichern, da er dazu neigt, den Fahrer zu attackieren.

Für die Pragmatiker unter uns: Zwinger kennt Shadow zwar, springt aber ohne zu zögern über 2,50 Meter hohe Zäune. Ist der Zwinger überdacht, kommt das Problem mit dem Alleine bleiben. Shadow hat gelernt, dass ausgiebiges Bellen zum Erfolg führen kann. Als er mal wieder im Tierheim abgegeben wurde, hat er seine beiden oberen Fangzähne eingebüßt beim Versuch, auszubrechen.

Moderne kynopädagogische Konzepte liegen dem kastrierten Rüden fern, Und der Mensch, der meint, er würde ihn mit viel Liebe und warmen Worten gebändigt bekommen, wird in vielen Situationen zum „Ach du Scheisse“-Highlight auf der Hundewiese. Solche Ansätze kennt Shadow nämlich – irgendeiner seiner Vorbesitzer hat ihn mit Klicker und Gequiecke so irre gemacht, dass er auch heute noch zuverlässig eskalieren kann, wenn er ein Leckerchen auch nur sieht. Mit Beissen und so.

Wer jetzt denkt, „der Köter braucht nur mal einen vor’m Bug“, kann sich seine Anfrage ebenfalls sparen. Irgendeiner seiner Vorbesitzer hat versucht, das Problem aus dem Hund rauszuprügeln. Das Ergebnis ist lediglich, dass Shadow gelernt hat, schnell genug in Deckung zu gehen und sich durchaus außerordentlich ernsthaft zeigen kann, wenn er das Gefühl hat, bedroht zu werden.

Ernsthaft wird er übrigens auch, wenn es um Ressourcen geht. Da stellt er gerne mal seinen Menschen in Frage, so wie er überhaupt gerne ein Statusthema aufmacht, wenn er sein Gegenüber nicht ernst nimmt.

Jedes Mal, wenn ich irgendwo erzähle, dass Shadow ein Zuhause sucht, finden sich sofort 2 – 3 Menschen, die Interesse haben oder zumindest jemanden kennen, der genauso einen Hund wie Shadow sucht. Und jedes Mal verpufft das Interesse an ihm in Sekundenbruchteilen, sobald er seine problematische Seite zeigt.

Dennoch schreibe ich diesen Text. Denn den größten Teil des Tages ist Shadow ein ganz normaler Hund,  der Nähe geniesst, mit seine Menschen gerne unterwegs ist und für nahezu jeden Spass zu haben ist. Wenn man ihn zu nehmen weiss. 

Vielleicht findet sich ja jemand, der sagt „Challenge accepted“. Dann freue ich mich auf eine Nachricht.