Der König ist tot, lang lebe der König!

Als „Hoax“ bezeichnet man eine gezielte Falschmeldung, die im Internet rumgereicht wird, meist mit dem Ziel, Clicks zu erreichen und interessierte Leser auf die eigene Seite zu lotsen.

Es gibt Hoaxes, die sich sehr, sehr hartnäckig halten wie beispielsweise der, das es ausreichen würde, den Facebook-AGB zu widersprechen, in dem man das einfach in sein Profil postet. Auch die immer wiederkehrenden Nachrichten über „Altkleidersammler“, die Katzen klauen und den mittlerweile berühmten weißen Bulli, der vor Kindergärten rumsteht sind einfach nicht totzukriegen.

Gestern machte bei Facebook die Nachricht die Runde, dass Cesar Millan an einer „Heart Attack“ gestorben sei, was sich jedoch relativ schnell als Fake rausstellte.

Kein Fake dagegen waren die Kommentare unter der Meldung. Ein paar „Highlights“:

  • „Hoffentlich ist er elendig verreckt.“ (5 Gefällt mir-Angaben)
  • „Endlich ist die Welt diesen Tierquäler los.“ (22 Gefällt mir-Angaben)
  • „Gut so.“ (2 Gefällt mir-Angaben)
  • „Hoffentlich war es ein qualvoller Tod.“ (8 Gefällt mir-Angaben)
  • „Das hat er verdient.“ (17 Gefällt mir-Angaben)
  • etcpp.

Diese Liste ließe sich beliebig weiterführen und beweist ein weiteres Mal, wessen Geistes Kind so manche vermeintliche Tierfreude sind. Die propagierte Gewaltfreiheit beschränkt sich auf den Umgang mit dem eigenen (Haus)tier.

Schon bei solchen Tieren, die verfüttert statt gefüttert werden, hält sich das Mitleid in Grenzen.

Und geht es um Menschen, insbesondere solchen, denen man „Gewalt“ vorwirft, sieht das Ganze nochmal anders aus. Denen darf man den – möglichst qualvollen – Tod an den Hals wünschen und sich diebisch drüber freuen, wenn sie gestorben sind.

Selbstverständlich scheißegal, dass Millan vielleicht eine Familie und Hinterbliebene hat, die sich – im Falle einer echten Meldung – dann mit solchen Äußerungen konfrontiert sehen.

Viele Menschen behaupten ja, dass Facebook geradezu dazu verleiten würde, ungefiltert unter dem Schutz der vermeintlichen Anonymität die Sau raus zu lassen.

Ich sehe das etwas anders.

Bei einem Hund würde man von latenten Verhalten sprechen, also einer Verhaltensweise, die vorhanden, aber nicht unmittelbar zu erfassen ist. Der Hund ist grundsätzlich bereit zu beißen, bisher hat es jedoch keinen Auslöser gegeben, der ihn dazu veranlasst.

Viele Menschen scheinen grundsätzlich dazu bereit zu sein, sich menschenverachtend und (verbal) gewalttätig zu verhalten – und Facebook scheint ein geeigneter Verhaltensauslöser zu sein.

Und wenn man bei Facebook schonmal Erfolg hatte, dann verhält es sich ähnlich wie mit dem Hund. Wenn das mit dem Knurren auf dem Sofa funktioniert, dann kann man es ja mal mit dem ganzen Wohnzimmer ausprobieren. Und wenn es für die kreativste Morddrohung bei Facebook ein paar aufmunternde Likes gibt, vielleicht probiert man es dann mal bei Spiegel Online.

Darauf angesprochen hört man dann, dass der Facebook- oder Forennutzer „sowas im richtigen Leben“ ja niemals sagen würde.

Das Problem ist nur, dass die Empfänger der Botschaft „richtige“ Menschen sind und nicht ein paar virtuelle Schießbudenfiguren, an denen man sich abreagieren kann.

Ein Kollege erklärte mir mal ein radikal neues Konzept, er nannte es „nachdenken.“

9 Kommentare
  1. Anne Bause
    Anne Bause sagte:

    Gut gesprochen!
    Und an die Facebook Kommentatoren. …immer dran denken…was Peter über Paul sagt, sagt mehr über Peter. ….als über Paul.

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  2. Susi
    Susi sagte:

    DANKE!
    Das Internet ist anonym (hahaha). Kriegt eh keiner raus, wenn ich das hier schreibe (nochmals hahaha). Das Internet vergisst nie – leider auch nicht so nen Scheiss.
    Bei fb vergessen die Leute vieles – auch dass sie überall mit ihren Meinungen zu lesen sind. Und man merkt schnell, wes Geistes Kind sie sind.

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  3. Wolfhart
    Wolfhart sagte:

    Ich bin nicht bei Facebook, Twitter & Co. Die dort vergeudete Zeit investiere ich lieber in meine „Nasen“. Ich gestehe, dass es schon mal lustig ist bei Freunden in Facebook reinzuschauen. Das reicht mir dann aber auch.

    In Sachen Cesar Millan gebe ich zu, dass er mir für eine gewisse Zeit ein interessanter „Begleiter“ auf dem Weg zu einem möglichst entspannten Verhältnis zu meiner Umwelt und insbesondere zu meinen Hunden war. Nicht mehr und nicht weniger! Dieses vergöttern und verteufeln (oder sollte ich polarisieren sagen) auf den social media wäre für mich schon Grund genug meinen Facebook Account sofort wieder zu löschen – und selbst das ist ja nicht so einfach…
    Kurzum, ich wollte hier nur mal kurz die Hand heben und zeigen, dass es tatsächlich noch (über)lebensfähige Menschen ohne Facebook oder ähnlichen Account gibt.

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    • Hannah
      Hannah sagte:

      Ich war lange Zeit ein sehr aktiver „Facebook-Nutzer“, war in vielen Gruppen unterwegs und immer am Draht. Das Ende vom Lied war, dass ich mich nur noch über andere Nutzer aufgeregt habe, dass ich in keiner Gruppe mehr lesen wollte, weil ich weder wissen will, ob einem gebarften Hund die fehlenden 6gr Calzium im Futter den Garaus machen, oder wie man die Behörden in der Vermehrung von Wolf-Hund-Mischlingen wieder mal am besten beschissen hat.
      Meine Tischkante war schon ganz zerbissen vor Wut.

      Nun habe ich meinen Account gelöscht und genieße das „richtige Leben“. Unglaublich, dass es sich bei „Aussteigern“ immer anhört, als wären diese aus einer Sekte oder anderen Abhängigkeitsform befreit. Aber ohne Scheiß – man fühlt sich fast so.

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  4. Chris
    Chris sagte:

    Da ich Martin Rütter Fan bin ist es mir vollkommen egal ob Cäsar Milan lebt oder gestorben ist. Darum ist es mir auch egal ob irgendwelche Menschen böse Kommentare bei FB schreiben. Glücklich kann die Familie von Herr Milan sein das es nur ein Fake war und sonst nichts

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  5. kirsten
    kirsten sagte:

    ich bin kein nutzer von face book o.ä. und werde es auch nicht werden

    wie oft schon wurde mir gesagt ; geh zu facebook.. ohne wirst du heute nichts mehr,nur wer dort aktiv ist hat erfolg.

    dann frage ich mich
    wie hat denn die welt vor face book funktioniert???

    freunde bei facebook…. was ist im richtigen leben???
    ich ziehe gute gespräche mit real anwesenden menschen vor als auf einer i. net seite wie facebook zu posten

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